30 TIPPS RUND UM
STOFFWINDELN UND
TRAGEHILFEN
von Irina Bianchi, Stoffwindel- und Trageberaterin mit Tuechfühlig
Stoffwindeln und Tragehilfen werden von vielen Mythen umrankt: Windeln aus Stoff seien kompliziert, pflegeintensiv, teuer bis zu «gruusig» und Tragehilfen schlecht für die Hüften des Kindes – doch sind diese Vorurteile heute noch berechtigt?
Mit der Unterstützung von Irina Bianchi, einer ausgebildeten Fachexpertin für Stoffwindelberatung und Tragehilfen, können wir hier Vorurteile abbauen. Da ein Online-Video oft keine Fragen beantwortet oder eine Korrektur anbringen kann, startete Irina 2016 mit Trageberatungen. «Tuechfühlig» war geschlüpft mit dem Ziel, interessierten Eltern und Betreuungspersonen rund ums Thema Tragehilfen gezielt und persönlich zu beraten. Da ihre Kinder auf die Materialien von Wegwerfwindeln allergisch reagierten, sind 2017 Stoffwindelberatungen dazu gekommen. Über ihre Webseite sowie Facebook ist Irina mit Tuechfühlig erreichbar.
Liebe Mamis, Papis und alle, die mehr dazu wissen wollen: Hier gibt es jeden Tag Tipps rund ums Wickeln mit Stoffwindeln sowie praktische Kniffe zu Tragehilfen. Eines vorab: 1 Kind muss bis zu seinem 3. Lebensjahr gut 5000 Mal frisch gewickelt werden. Wird mit Wegwerfwindeln gewickelt, entstehen über 1 Tonne Nassmüll pro Kind.
«Stoffwindeln ja oder nein?
Und welches ist die richtige Tragehilfe für mich?
Als junge Mama beschäftigten mich diese Fragen. Auf der Suche nach Antworten verlor ich viel Zeit beim Surfen im Internet: ein Video oder auch ein Buch gaben mir kein Feedback, warum etwas nicht funktionierte. So freut es mich umso mehr, dass Eltern und interessierten Betreuungspersonen mit den Beratungen von Tuechfühlig Zeit sparen und ich ihnen helfen kann, eine Lösung zu finden, die ihren individuellen Familien-Bedürfnissen gerecht wird.»
Tipp #1
Mythos 1: «Stoffwindeln sind umständlicher.»
Fragt man ältere Generationen, wundern sie sich tatsächlich, warum man heute wieder mit Stoffwindeln wickeln möchte. Zwei Generationen vor uns war es nicht selbstverständlich, dass eine Waschmaschine im Haus stand. Vieles wurde von Hand gewaschen und Stoffwindeln musste man mühsam auskochen. – Das hat sich verändert und so auch die Auswahl an modernen Stoffwindeln. Die Handhabung, der Schnitt und die verschiedenen Stoffwindelsysteme sind sehr individuell wählbar. Tipp: Informiert euch gut, um heraus zu finden, welches Windel-System für euch passen könnte. Zusammen mit Irina stellen wir euch hier in den folgenden Tagen die Stoffwindel-Systeme vor. Bild: Matt Walsh
Tipp #2
Mythos 2: «Stoffwindeln machen mehr Arbeit.»
Wickeln muss man so oder so. Mit einem Baby hat man 1-2 Wäschen mehr pro Woche. «Sobald man sich an Stoffwindeln und deren Passform gewöhnt hat, kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass der Stuhlganginhalt vermehrt IN der Stoffwindel bleibt – bei Wegwerfwindeln verteilt er sich schnell mal. Und wenn man seine eigene Waschroutine etwas überdenkt, was allgemein nicht schadet, kann man einiges an Effizienz zulegen und der vermeintliche Mehraufwand reduziert sich massiv.» Tipps von Irina: Überdenkt eure Waschroutine mit den eigenen Stoffwindeln. Was könnt Ihr alles mit der Familienwäsche mitwaschen? Wählt ihr Wollüberhosen, die man zwar fetten muss, jedoch bis zu 3 Wochen benützen kann? Und: Beim Einräumen der gewaschenen Stoffwindeln könnt ihr gleich welche vorbereitet auf den Wickeltisch legen. Bild: meenz
Tipp #3
Mythos 3: «Das isch doch gruusig.»
Fakt ist: Man kommt nicht drum herum, das Geschäft seines Kindes zu entsorgen. Die gute Nachricht: Auch für Stoffwindeln gibt es dazu einfache Möglichkeiten. Vor allem das grosse Geschäft kann mit sehr dünnem, dennoch reissfestem Zellstoffvlies im Abfall entsorgt werden oder alternativ mit Stoff-Fleece, wo man die Ausscheidungen in die Toilette schüttelt. Tipps von Irina: Betrachtet jedes Wickeln als eine Pflegezeit mit dem eigenen Kind. «Durch die Stoffwindeln habe ich sogar die Erfahrung gemacht, dass man eher bemerkt, wenn etwas im Anmarsch ist (Zahnen, Grippe). Zudem: Die Wegwerfvlies aus Papier, welche nur nass wurden mit Urin, konnten wir prima in einem Wäschenetz mit der Windelwäsche mitwaschen und so wieder verwenden. Alles was sich nicht zeitnah im Wasser komplett auflöst (vgl. mit WC-Papier-Blatt), gehört nicht in die Toilette, so auch das Vlies.» Bild: saiid bel
Tipp #4
Mythos 4: «Stoffwindeln sind ungesund für's Kind.»
Fakt ist: Eine Stoffwindel ist trotz ihres Volumens atmungsaktiver als eine Wegwerfwindel. Irina ergänzt: «Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es mit Wegwerfwindeln und ebenso Stoffwindeln Rötungen geben kann. Es ist wichtig, dem auf die Spur zu gehen, indem man die Hebamme oder Kinderarzt zu Rate zieht. Bei Stoffwindeln kann man mit der Wahl des Materials eine Wund-Heilung positiv unterstützen: Bambus zum Beispiel, hat eine kühlende und antibakterielle Wirkung. Zudem: Einige Studien weisen gar darauf hin, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Markteinführung von Wegwerfwindeln in den 70er Jahren und der seither abnehmenden Spermienqualität respektive der daraus folgenden Unfruchtbarkeitsprobleme.» Hier geht es zur Studie. Bild: Helena Lopes
Tipp #5
Mythos 5: «Stoffwindeln sind genauso umweltschädlich wie Wegwerfwindeln.»
Um dies zu belegen respektive zu widerlegen, müsste man den ökologischen Fussabdruck von Stoffwindeln und Wegwerfwindeln von A-Z eruieren: Die Windelmanufaktur hat hier vorhandene Studien unter die Lupe genommen. Laut einem Fazit verursacht eine Wegwerfwindel im Vergleich zur Stoffwindel eine 20-30 Mal höhere Landnutzung und deren Produktion benötigt 4-5 Mal mehr Energie. Irina erklärt: «Persönlich traue ich keiner Statistik, welche ich nicht selbst erstellt habe. Und dann muss man sich immer fragen: Wer hat die Studie, die man gerade liest, in Auftrag gegeben? Also man rechne mal selbst:
– Im Schnitt kommen in der Schweiz gemäss Bundesamt für Statistik 85‘000 Kinder jährlich zur Welt.
– Jedes Kind wird ca. 2.5 Jahre gewickelt. Das ergibt pro Jahr 212‘ 500 wickelfähige Kinder (2.5x 85‘000 Kinder).
– Neugeborene werden ca. 6-8 x und 2-jährige Babys ca. 4x gewickelt – wir rechnen mal dezent mit 4x wickeln pro Tag.
– Wir haben also für ein Kind 1460 Windeln pro Jahr (4x 365 Windeln).
– Für alle wickelfähigen Kinder der Schweiz ergibt das 310‘250‘000 Windeln pro Jahr.
– Angenommen, eine Wegwerfwindel wiegt 150g pro Stück (an sich eher mehr).
... dann ergibt dies jährlich 46‘537.5 Tonnen nasse Windeln. Schweizweit werden ca. 90% der Kinder bis 2.5 Jahre mit Wegwerfwindeln gewickelt: das macht 41‘ 883,75 Tonnen nasse Wegwerfwindeln pro Jahr!
Zudem bleibt bei Wegwerfwindeln ein Anteil an Restmüll übrig nach dem Verbrennen (Schlake für die Sondermülldeponie). Wie schwer dieser Schlakenanteil pro Windel ist, wurde leider noch nirgends festgehalten. Jedenfalls: 41‘884 Tonnen Abfall – gerechnet mit dezenten 4 Windeln pro Kind und Tag – das ist echt viel, oder? Wir könnten nur schon diese Zahl massiv reduzieren als einzelne Konsument*innen durch die Verwendung von Stoffwindeln oder (Teilzeit)-Windelfrei-Tage. Selbst wenn man nur ab und zu diese Methoden benützt, wäre es ein ökologischer Schritt.
Mein Fazit: Wenn man sich nur schon überlegt: 1x nutzen und wegwerfen oder mehrmals für mehrere Kinder nutzen, liegt die Umweltfrage doch schon ziemlich auf der Hand. Stoffwindel-Systeme können notfalls repariert werden und wenn man sie nicht mehr braucht, eignet sich zum Beispiel ein altes (gewaschenes) Vlies oder Saugeinlage tipptopp als WC-Putzlappen. Extra-Tipp: Bei 40-60° waschen genügt und so wenig wie möglich tumblern ist ideal.»
Quelle Anzahl Windeln: Kostenvergleich Stoffwindeln - Wegwerfwindeln | WindelManufaktur
Quelle Gewicht pro Windel: Bericht aus Luzerner Zeitung zum Thema
Tipp #6
Mythos 6: «Stoffwindeln kosten zu viel.»
Stoffwindeln sind bei der Anschaffung teurer, aber rechnen lohnt sich auch hier, weiss Irina: «Erfahrungsgemäss wickelt man Kinder bis 6 Monate ca. 8x pro Tag (1460 Windeln). Kinder bis 12 Monate werden 6x pro Tag (1095 Windeln) und Kinder bis 18 Monate nur noch 5x am Tag (913 Windeln) gewickelt. Für die Wickelzeit von 1-1.5 jährig ergibt dies somit ca. 3468 Windeln. Würde jede Windel lediglich CHF 0.15 kosten, ergäbe dies ein Budget von CHF 520,20. Eine Erstanschaffung mit neuen Stoffwindeln kostet gut und gerne mal CHF 500-800 (nur die Windeln, ohne Zubehör). Der grosse Unterschied: Wickelt man mit Wegwerfwindeln, kommen bei jedem weiteren Kind die CHF 520,20 immer wieder dazu. Man kann also sparen, wenn man die Wegwerfwindeln für weitere Kinder verwendet, weiterverkauft oder sogar Occassion Stoffwindeln kauft. Die Kostenfrage ist sehr knapp. Jedoch selbst wenn man Wasser, Strom etc. hinzuzieht, entscheidet es sich immer für wie viele Kinder man die Stoffwindeln benützt und wie effizient man wäscht.» Eine ganz akribische Berechnung präsentiert die Windelmanufaktur hier. Bild: Rohit Farmer
Tipp #7
Mythos 7: «Stoffwindeln stinken in der Wohnung.»
Zur Aufbewahrung von schmutzigen Stoffwindeln wurden sogenannte «Wetbags», «Pailliner» und Stoffwindel-Eimer entwickelt. Alle Varianten sind geruchsdicht. Erstere zwei bestehen aus dem wasserdichten, aber atmungsaktiven «PUL (Polyurethanlaminat)»-Stoff oder aus Wolle und der Windel-Eimer aus Polyurethan. Denn das Wichtigste bei der Aufbewahrung von Stoffwindeln ist, dass die Windeln Luft bekommen (Warum? Mehr dazu hier). So riecht es nicht und die Windeln können problemlos bis zu einer Woche in der Wohnung gelagert werden. Die Wetbags gibt es in verschiedenen Grössen, z.B. in XL für das Lagern der schmutzigen Windeln zu Hause bis zum nächsten Waschgang oder in M für 2-3 Windeln, ideal für unterwegs. Bild: Stoffwindelguru
Tipp #8
1- oder 2-teilig? Ein Überblick zu den Stoffwindel-Systemen.
Man unterscheidet hauptsächlich zwischen Komplettsystemen – welche vom Hersteller so konzipiert sind, dass sie eine funktionsfähige Windel ergeben – und den zweiteiligen Systemen. Das Grundprinzip ist bei allen gleich: Es gibt ein Saugmaterial und ein Schutzmaterial, damit die Kleidung nicht durchnässt wird. Jeder Hersteller hat natürlich seine Vision der «idealen Stoffwindel» produziert und daher gibt es die verschiedenen Begrifflichkeiten. In den folgenden Tagen schauen wir uns die verschiedenen Systeme genauer an. Bild: Windelmanufaktur
Tipp #9
Einfachste Handhabung: Die «All-in-One».
Die einteilige Komplettwindel «All-in-One» – kurz AIO genannt – ist eine Komplettsystem-Windel, wo das Saugmaterial und die schützende Aussenhülle bereits vernäht sind. Die Aussenhülle hat eine PUL (Polyurethanlaminat)-Beschichtung, welche die Hülle atmungsaktiv, aber geruchs- und wasserdicht macht. Je nach Anbieter, erhält man sie in Grösse «Newborn» (manchmal noch verstellbar oder mit Bauchnabelaussparung), in Mehrgrössen (Gr. 1, 2 oder S, M, etc.) oder «One Size» (Leibhöhe mit Druckknöpfen verstellbar). Das Saugmaterial lässt sich oft auch ausklappen, damit man flexibler wickeln und die Windel besser trocknen lassen kann. Je nach Modell kommt die AIO mit Klettverschluss oder mit Druckknöpfen. Bild: Padmavathi Kumar
Pro:
– Alles vernäht, man muss nichts zusammenbauen.
– Einfaches Handling.
– Beliebt in Kita.
Contra:
– Hat lange beim Lufttrocknen.
– Man kann selten Variieren mit der Wahl des Saugmaterials.
– Die «One Size» sind voluminös, weil sie von Geburt oder ab 3 Monate bis «Töpfchenalter» gerechnet sind.
Tipp #10
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Variabler: Die zweiteilige Komplettwindel.
Die «All-in-Two» oder auch «Snap-in-One» – kurz AI2 oder SIO genannt – gehören auch zur Kategorie der Komplettwindeln. Das Saugmaterial kann per Klett (AI2) oder Druckknöpfe (sog. Snaps, SIO) mit der Aussenhülle zusammengefügt werden. Die Druckknöpfe haben sich durchgesetzt. Dieses System soll ermöglichen, dass man die Einlagen entsprechend dem Wachstum und Pieselverhalten des Kindes variieren kann. So kann man variabel eine oder gleich zwei Saugmaterial-Einlagen befestigen. Da sich das Saugmaterial auftrennen lässt, trocknet es besser nach dem Waschen. Fazit: Fast so einfach in der Handhabung wie eine AIO, lässt sich aber noch besser anpassen. Bild: Tuechfühlig
Pro:
– Saugeinlagen kann man variieren.
– Bei Aussenhüllen ohne Innen-Stoffschicht, kann man die Hülle mehrmals verwenden.
– SIO sind oft in Einheitsgrössen erhältlich (also verstellbar). Daher kann man bei Neugeborenen z.B. eine kleinere Einlage benützen.
– Lassen sich besser trocknen.
Contra:
– Es passen jeweils nur die Einlagen des Herstellers.
– Einige Hersteller haben in der Aussenhülle im Innern noch eine Stoffschicht – dann muss man alles in die Wäsche geben.
– Je nach Hersteller und Angebot der Einlagen ergibt sich eine wuchtige Windel.
Tipp #11
Für Teilzeit-Windelfrei: Das dreiteilige Komplettwindel-System.
Das Komplettsystem «All-in-Three» (AI3) basiert auf der Idee, so wenig PUL-beschichtete Materialien wie möglich zu verwenden und nur die Nässezone zu bedecken. Die Aussenhülle ist somit meist ein Textilgewebe, dann folgt eine Innenwanne mit PUL-Beschichtung oder Wolle und ins Innere dieser Wanne legt man eine Saugeinlage. Aufgrund der 3 Komponenten gibt es diese nur in Mehrgrössen (meist Grösse 1-3 oder S-XL). Bei einer guten Passform sollte es nur beim «grossen Geschäft» passieren, dass man alles waschen muss. So kann die Aussenhülle mehrmals verwendet werden. Das dreiteilige Windelsystem wird oft verwendet bei Teilzeit-Windelfrei oder Windelfrei; zum Beispiel, wenn durch das Abhalten der Ausscheidungen ins WC oder Töpfchen nur noch wenig in der Windel bleibt. Bild: Tuechfühlig
Pro:
– Windel trägt nicht viel auf.
– Wenig PUL beschichtete Materialien am Kind.
– Man kann die Einlagen gut variieren.
– Die Aussenhülle kann unbeschmutzt mehrmals verwendet werden, die Innenwanne kann man auch auslüften.
– Eignet sich gut für (Teilzeit-)Windelfrei.
Contra:
– Bei Stuhlgang müssen meist alle 3 Teile in die Wäsche.
– Man braucht mehrere Grössen.
– Man muss mehr Teile zusammensetzen.
Tipp #12
Eine weitere Variante: Die Pocket-Windel.
Diese Windel ist eine Variation der Komplettwindel (AIO). Meist am Rückenteil ist eine Öffnung, wo man die Saugeinlagen einlegen kann – das können flexibel eine oder zwei Einlagen sein. Bild: Tuechfühlig
Pro:
– Man kann entscheiden, wie viele Einlagen und welche.
– Eine One Size Pocket kann für Neugeborene sehr gut passen.
– Sie trocknen gut, da man die Einlagen raus nehmen kann.
Contra:
– Man muss immer alles waschen.
Tipp #13
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Die Ur-Variante, nur besser: Zweiteilige Stoffwindeln.
Hier kommt die Ur-Variante des Wickelns mit Stoffwindeln. Da gibt es unzählige Kombinationsmöglichkeiten. Wichtig ist einfach immer: Es braucht eine Überhose. Sei sie mit einer PUL-Beschichtung oder aus Wolle. Spricht man in der Schweiz mit älteren Personen hört man oft von der «Gummihose». Das muss ein Vorreiter der modernen Überhosen sein, welche mit Moltontücher kombiniert wurden. Und das Tolle daran: Viele Systeme und Marken lassen sich wild kombinieren. Denn es braucht einfach etwas, das Nässe aufnimmt und etwas, das die Nässe nicht zur Kleidung durchdringen lässt. Trotz aller diversen tollen Systeme wird grösstenteils mit Überhosen und Mullwindeln (Prefolds) gewickelt und vielleicht noch nachts mit Höschenwindeln. Bild: Tuechfühlig
Saugmaterialien:
– Strickbindewindeln
– Mullwindeln (da gibt es diverse Faltmöglichkeiten, z.B. Dreieck mit Steg)
– Mullwindeln / Prefolds (auch hier gibt es verschiedene Falttechniken)
– Höschenwindeln (beliebt für nachts)
– Konturwindel (Höschenwindel ohne Verschluss am Bund)
– Diverse Einlagen (Booster)
Überhosen mit PUL-Beschichtung oder Wolle:
– Überhosen mit Laschen wo man die Prefolds einlegen kann.
– Alternativ: Schlupfüberhosen
Pro:
– Wenig Wäsche, weil man die Überhosen gut auslüften kann.
– Sehr variabel.
– Kostengünstig in der Anschaffung.
Contra:
– Mehraufwand beim Wickeln, weil man zwei Teile hat.
– Teilweise braucht man verschiedene Grössen.
Tipp #14
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Oder ganz natürlich: Windelfrei.
Die ökologischste Stoffwindel findet man unter dem Begriff von «Windelfrei» oder «Abhalten» sowie «Elimination Communication» – also gar keine Windel. Kurz erklärt bedeutet dies, dass man lernt, die Anzeichen seines Kindes zu deuten, bevor es muss. Sobald man den Dreh raus hat, kann man das Kind zum sich lösen über die Toilette halten oder unterwegs über ein Töpfchen. Einige Eltern machen auch «Teilzeit-Windelfrei», was so viel bedeutet, dass sie beispielsweise nur das grosse Geschäft abhalten. Es gibt Phasen in der Entwicklung, wo das Kind seine Sinne ganz anderweitig in der Entwicklung benötigt, wo es einfach nicht so klappt, dann hat man ein Backup, zum Beispiel mit der «Flopi» (Bilder). Es ist eine tolle «Backup-Lösung» zum einfachen Abhalten des Kindes. Bild: Flopi, topffit.ch
Pro:
– Man hat praktisch keinen Müll.
– Praktisch keine Anschaffungskosten.
– Ökologischste Variante.
Contra:
– Man muss sich das entsprechende Wissen aneignen.
Tipp #15
Wie gehe ich beim Waschen von Stoffwindeln am besten vor?
Die meisten Stoffwindeln können problemlos mit 60° gewaschen werden können. Wichtig ist, dass mit genügend Wasser gewaschen wird (Sparmodi sind für die Stoffwindel-Wäsche ausnahmsweise nicht zu empfehlen). Irina rät, dass man bei Fragen und Herausforderungen am besten auf eine Stoffwindelberaterin zugeht und erklärt weiter: «Man kann die Stoffwindeln vorwaschen und danach zur Familienwäsche dazu geben. Die Waschtrommel sollte ca. 2/3 beladen sein, respektive soweit, dass die Wäsche sich bewegen kann, da die Reibung an der Waschtrommel optimale Ergebnisse bringt. Überhosen können auch mit lediglich 40° mit der Familiensportwäsche gewaschen werden. Was ganz normal ist: Je älter die Stoffwindel, desto mehr punktuelle Flecken wird sie haben. Wen das stört: Entweder man behandelt diese punktuell bereits nach dem Wickeln oder hängt sie nach dem Waschen an die Sonne und bespritzt den Fleck immer wieder mit Wasser. Teile mit PUL sollte man nicht an die stärkste Sonneneinstrahlung hängen. Wer unbedingt alles kochen möchte mit 95°, sollte sich für Baumwolle-Prefolds bzw. Mullwindeln-Einlagen entscheiden.
Stoffwindeln kann man gut an der Luft trocknen. Im Winter dauert dies manchmal bis zu 2 Tagen. Ob man den Wäschetrockner (Tumbler) benützt, ist sehr individuell und der Tumbler hat auf die Ökobilanz der Stoffwindel den grössten Rechnungsposten. Es empfiehlt sich, Überhosen aus PUL oder Systeme die mit PUL vernäht sind, nicht zu tumblern. Die Hitze kann die Gesamtlebensdauer der Stoffwindel reduzieren, da sich mit der Zeit die PUL-Beschichtung verändern könnte. Bild: Tuechfühlig